Dieser Artikel erschien am 16.8.2018 im Thuner Tagblatt


Interview im Radio Gantrisch


Marc Haltiner, Redaktor Sonnenrain-Woche, 8588 Zihlschlacht


Artikel über den Vortrag von Louise Wagner in St. Gallen


Auf einen Schlag war alles anders – packend vorgetragen
Louise Wagner wird wieder aktiv. Die bekannte Schriftstellerin hält diesmal in St. Gallen eine Lesung aus ihrem bekannten Werk „auf einen Schlag war’s anders“. Das Buch handelt vom Schicksal der Schriftstellerin - und ihrem langsamen und beschwerlichen Weg zurück. 
Marc Haltiner


Zihlschlacht – Und wieder hat sich eine bekannte Schriftstellerin angekündigt, diesmal meine alte Freundin Louise Wagner. Sie wurde eingeladen, am 10. Februar 2017 in St. Gallen in dem bekannten Laden mit ayurvedischen Artikeln „drehpunkt“ an der Rosenbergstrasse 50 in St. Gallen einen Vortrag über ihr spannendes Buch zu halten. Louise Wagner schrieb den Erlebnisbericht „Auf einen Schlag war’s anders“, nachdem sie selber einen schweren Hirnschlag erlitten hatte und ganz von vorn beginnen musste. Das Buch ist ergreifend und berührend geschrieben und schildert Gefühle, Erlebnisse, Sorgen, Nöte, aber auch die Freuden der Schriftstellerin in ihren eigenen Worten.
Im Berner Oberland aufgewachsen
Louise Wagner wurde 1961 im Berner Oberland geboren, wuchs dort zusammen mit ihrem Bruder auf und verbrachte dort die Schulzeit, bevor sie sich zur Hochbauzeichnerin ausbilden liess. Nach einigen Jahren heiratete sie und wurde Mutter zweier Kinder. Dann aber geschah das Unfassbare. Von einem Tag auf den anderen warf ein schwerer Hirnschlag die Autorin zurück und fesselte sie während Wochen an das Krankenlager.
Kein Wunder also, beginnt sie ihr Buch mit einem bekannten Gedicht des berühmten deutschen Dichters Hermann Hesse, der darin sein Leben zusammenfasst und eindrücklich beschreibt. Dann aber startet Louise Wagner fulminant in ihr Werk. Sie schildert, wie sie nach einer Geburtstagsfeier am Sonntagmorgen aufwacht, sich nicht mehr bewegen kann, nur noch bricht und realisiert, dass etwas ganz und gar nicht mehr stimmt. Kurz und gut, der Notarzt muss her – zum Glück gleichzeitig auch ihr Hausarzt. Er merkt sofort, dass gehandelt werden muss, und es gelingt ihm, die Ambulanz herbei zu beordern. Sie bringt die spätere Schriftstellerin in das nahe gelegene Spital, wo die Ärzte dann die niederschmetternde Diagnose fällen. Ein schwerer Hirnschlag hat sie ereilt – einen, den nur einer von zehn Betroffenen überlebt. Auch ihr Vater und ihr Bruder eilen ans Krankenbett und hoffen und beten für die Gesundheit ihrer Tochter bzw. Schwester.
Die mühsame Rückkehr ins Leben
Was dann folgt, ist eine Abfolge unzähliger Aufs und Abs, die das Leben von Louise Wagner künftig prägen sollen. Sie schildert, was sie in der Reha alles erlebt, wem sie begegnet, wie sie mühsam wieder lernen muss, sich im Alltag zurechtzufinden und wie sie mit Ärzten, Psychiatern, aber auch Therapeuten zusammenarbeitet, die ihr helfen, ihr „normales“ Leben wieder aufnehmen zu können. Doch immer wieder kommt es auch zu Rückschlägen, die Louise Wagner zurückwerfen. Sie beschreibt ihren Tagesablauf, schildert, wie sie die Tätigkeiten wieder auszuüben lernt, die zum Haushalt gehören, und sie muss sich schliesslich auch mit der IV-Stelle auseinander setzen.
Sie verliert den Prozess gegen die IV
Die IV schickt einen Spezialisten, der Louise Wagner beurteilen soll. Sein Fazit fällt für die Autorin niederschmetternd aus:  Denn er rät der IV-Stelle, das Gesuch von Louise Wagner nicht zu bewilligen. Es kommt schliesslich sogar zu einem Prozess vor dem Gericht, den Wagner – aus ihrer Sicht leider und völlig zu Unrecht – verliert. Sie muss sich damit abfinden, obwohl der Prozess das ohnehin schon limitierte Budget der Familie zusätzlich belastet hat.
Und doch rappelt sich Wagner wieder auf. Sie muss sich im Alltag bewegen, mit ihren Gebresten umzugehen lernen und gewöhnt sich an den Alltag als Behinderte. In ihrem Buch schildert sie aber nicht nur ihren Weg zurück in den Alltag und all die Erlebnisse, die damit einhergingen. Ihr behandelnder Arzt, Professor Gerhard Schroth, fasst auch seiner Sicht zusammen, was sich im Fall von Louise Wagner ereignet hat und was er als Arzt unternehmen musste, um den Heilungsprozess positiv zu beeinflussen und ihren Gesundheitszustand nachhaltig zu verbessern.
Viele wertvolle Tipps
Im vierten und letzten Teil des Buches schildert Louise Wagner, was man im Krankheitsfall alles tun muss, um bestmöglich über die Runden zu kommen. Es enthält wertvolle Ratschläge, welche Versicherungen man abschliessen sollte, wo man Hilfe für den Alltag bestellen kann und welche Stellen Auskünfte erteilen. Computerspiele hätten ihr ausserdem geholfen, über die Runden zu kommen. Zudem weist das Buch ein Glossar auf, das die verschiedenen wissenschaftlichen Begriffe in einfache deutsche Worte übersetzt. Das Buch ist deshalb eine wertvolle Hilfe für alle, die einen Hirnschlag erlitten haben. Umrahmt wird es mit einem Gedicht von Hermann Hesse, der aus seiner Sicht schildert, was vor dem Beginn des Lebens geschieht.

 

Der Eintritt zur Autorenlesung ist frei. Eine Anmeldung ist allerdings erforderlich: Barbara Hug nimmt sie unter der Mail-Adresse raumquell@gmx.ch entgegen

 




Marc Haltiner, freier Journalist, Wohnheim Sonnenrain, 8588 Zihlschlacht

Besprechung des Ratgebers „Auf einen Schlag war’s anders“ von Louise Wagner

Ein wertvoller Ratgeber für alle Hirnverletzten

Von einem Tag auf den andern war alles anders. Louise Wagner wurde von ei-nem Hirnschlag niedergestreckt und musste sich mühsam ins Leben zurück-kämpfen. In einem Buch verarbeitete sie nun ihre Erlebnisse. Vor allem aber enthält der Erlebnisbericht eine Reihe von klugen Ratschlägen.

Diese Stunden wird Louise Wagner nie mehr vergessen. Sie, glückliche Hausfrau und Mutter von zwei Kindern, erwachte an einem Sonntagmorgen und erlebte, was es heisst, plötzlich einen Hirnschlag zu erleiden. Louise Wagner wurde mit der Am-bulanz ins Krankenhaus gefahren, ärztlich betreut und musste dann operiert wer-den. Ein Erlebnis, das Betroffene tief berührt und unzählige Fragen aufwirft. In ih-rem Buch „Auf einen Schlag war’s anders“ lässt sie ihre Erfahrungen und Erlebnis-se Revue passieren und schildert anschaulich, was ihr nach dem Schrecklichen ärztlichen Befund widerfahren ist.

Der mühevolle Kampf zurück ins Leben

Beim Buch von Louise Wagner handelt es sich um einen ganz persönlichen Erleb-nisbericht, der die vielen Stationen beschreibt, die sie zurücklegen musste, um im Leben wieder Fuss zu fassen. Ein zentraler Punkt dabei: Louise Wagner beantragt eine IV-Rente, um ihre Existenz materiell abzusichern, doch ihr Antrag wird von den zuständigen IV-Stellen abgelehnt. Offenbar erscheint es den Stellen nicht ausrei-chend gegeben, dass Louise Wagner aufgrund ihres Schlaganfalles die IV zugute haben kann. Auch der Anwalt, den die Familie mit der Wahrnehmung ihrer Interes-sen beauftragt, scheitert vor den zuständigen Stellen. Wagner macht in ihrem Buch keinen Hehl aus ihrer Gefühlslage. Es fällt ihr schwer, den Entscheid so zu akzep-tieren. Sie muss den Gürtel entsprechend enger schnallen. Doch sie schildert auch viele persönliche Erlebnisse, die ihrer Familie und ihr selbst Freude bereiten, Besu-che etwa von Familie, Freunden und Verwandten – auch Arbeitsversuche. Sie geht allerdings auch auf Ereignisse ein, die mit Gefahren verbunden sind und ihr Ängste bereiten. Zudem muss sie mit der niederschmetternden Nachricht fertig werden, dass ihr der Arbeitsplatz gekündigt wird. Eine der gravierenden Folgen: Ihr Mann und sie geraten immer mehr in Streit. Ihr Glaube hilft ihr aber, mit solchen Situatio-nen fertig zu werden.
Immer wieder zitiert sie auch Gedichte, die sie in solchen Lagen unterstützten.
Verschiedene Auswirkungen

Das Buch beschreibt in sehr persönlichen Worten, was Louise Wagner seit dem Befund des Hirnschlages erleben musste und erleben durfte. Klar ist dabei, dass es sich um ein Auf und Ab verschiedener Stimmungen und Erfahrungen handelt. Im-mer wieder muss sie Rückschläge hinnehmen, die bis zur Depression, zu wieder-holten Stresssituationen und schliesslich sogar zur Einnahme von Psychopharma-ka führen. Doch Wagner kann auch immer wieder durch positive Erlebnisse Mut schöpfen und sich auch an kleinen Dingen des Lebens erfreuen. Das Buch schil-dert all diese Ereignisse in persönlichen Worten, und es ist spannend, Wagners Erzählungen zu folgen. „Die Welt ist schön“, lautet ihr Fazit – eine Schlussfolge-rung, die alle Hirnverletzten hoffnungsvoll stimmen kann. Denn trotz der vielen Rückschläge kann man den Hirnschlag verkraften und neuen Lebensmut tanken.

Wichtiger Ratgeber

Ein zentraler Punkt des sehr persönlich gehaltenen Buches sind die Ratschläge, die das Buch am Schluss enthält und die mit der wissenschaftlichen Begleitung von Professor Dr. med. Gerhard Schroth entstanden sind. Das Buch fasst dabei handlich und kompetent die verschiedenen Hilfsmittel zusammen, die man in sol-chen Situationen beanspruchen kann. Das Buch enthält ausserdem ein Glossar mit wichtigen wissenschaftlichen Begriffen, die auf den Schlaganfall bezogen sind. Ratgeber und Glossar tragen dazu bei, den Schlaganfall und seine Begleiterschei-nungen richtig zu erkennen und einzuordnen. Zudem sind die wichtigen Stellen aufgeführt, die beim Schlaganfall und der Bewältigung seiner Folgen helfen kön-nen. Kurz: Der Erlebnisbericht geht einem nahe und hilft allen Betroffenen, wieder Mut zu tanken und sich selbstbewusst in ein Leben nach dem Hirnschlag zu bege-ben. Ich jedenfalls kann das Buch zur Lektüre empfehlen.

Zihlschlacht, im Februar 2015, Marc Haltiner (hal.)

Das Buch „Auf einen Schlag war’s anders“ mit Ratgeber-Teil kann für 25 Schweizer Franken oder 20 Euro bei der CMS-Verlagsgesellschaft in Zug bestellt werden.


Dezember 2014 KÖNIZER ZEITUNG
DER SENSETALER SCHWARZENBURGERLAND 69


«Auf einen Schlag war's anders»
Ein neues Buch über das Leben nach einem Hirnschlag SCHWARZENBURG – Unter dem Pseudonym Louise Wagner hat eine Betroffene ein eindrückliches Buch veröffentlicht.


«Ich habe mich zu meinem Schutz für ein Pseudonym entschieden», erklärt Louise Wagner. Sie sitzt ruhig und äusserlich gelassen auf dem Sofa in ihrem gemütlichen Wohnzimmer. Der Schutz und auch die Abgrenzung erfolgt ihrer Gesundheit zuliebe. «In meinem zweiten Leben habe ich noch nicht lange die Kraft, an die Öffentlichkeit zu gehen», betont sie. Dies nur in kurzen Phasen, denn die Folgen des Hirnschlags holen sie immer wieder ein.


Leben änderte auf einen Schlag
Das Leben der heute 53-Jährigen änderte sich auf einen Schlag am 7. September 2003. Es gab keine Vorzeichen. Zu dieser Zeit arbeitete die Mutter zweier Teenager mit geistig behinderten Menschen. In der Nacht erwachte sie mit Drehschwindel und Übelkeit, beides besserte sich am Morgen nicht. «Es war Sonntag, ich vermutete eine Grippe», erinnert sie sich. Sie blieb im Bett. Beim
Aufwachen am Nachmittag sah sie doppelt. Ein erstes Alarmzeichen, das auch der herbeigerufene Arzt so deutete. Louise Wagner wurde bei klarem Verstand ins Inselspital eingeliefert. Dort verschlechterte sich ihr Zustand. Von Lähmungen des Bewegungsapparats bis zum Atemstillstand. Die Computertomographie zeigte einen Einriss in der Gefässwand (Dissektion) der rechten hinteren Halsschlagader, das bedeutete, ihr Hirnstamm war betroffen. «Ich hatte Glück, wurde ich gerade für die Operation vorbereitet, als meine Atmung aussetzte», sagt sie. So konnte sie sofort intubiert werden. Das Blutgerinnsel wurde mit einem Katheder durch die Leiste entfernt, die kaputte Halsschlagader mit zwei Stents repariert. 2003 war dies ein absolut neues Verfahren. Noch ein Jahr zuvor wäre sie bei dieser Diagnose gestorben. «Seltsamerweise verspürte ich nie Angst. Ich blieb im Moment und liess die Behandlung ruhig über mich ergehen.» Sie hatte die Situation nicht wirklich erkannt. Erst als sie am Nachmittag des folgenden Tages zu sich kam und «merkwürdige» Fragen des Personals beantworten sollte (können Sie sich bewegen, können Sie sprechen usw.), wurde ihr der Ernst der Lage bewusst. Bei Louise Wagner zeigten sich die Folgen des Hirnschlags in seitlich auftretenden Doppelbildern, einem völlig anderen, auch eingeschränkten Blickwinkel und Orientierungsverlust. Zwei Wochen später begann ihre Reha. "Die täglichen Fortschritte motivierten mich», erzählt sie. Doch Einschränkungen sind bis heute geblieben. «Am meisten leide ich unter ständiger Müdigkeit und Konzentrationsmangel.» So sind weder Haushalt noch Arbeit zu bewältigen. Durch ein grosses Blickfeld nimmt sie extrem viel wahr und wird stark abgelenkt. Das Gehirn wird regelrecht überschwemmt, dazu kommt eine extreme Lärmempfindlichkeit. Louise Wagner trägt Ohrstöpsel. Unternimmt sie eine Tagesreise, benötigt sie Begleitung. «Mein Gehirn kann die Eindrücke nicht mehr filtern», gibt sie offen zu. Oft leidet sie unter den Reaktionen gedankenloser Mitmenschen. Man sieht ihr die Behinderung ja nicht an.


Idee für ein Buch und ein Wunsch
«Ich habe meine Geschichte für meine – zukünftigen – Enkelkinder aufgeschrieben. Falls ich nicht mehr da sein sollte und sie eines Tages nach ihrem Grosi fragen», erläutert Louise Wagner ihre Beweggründe. Prof. Gerhard Schroth (siehe Kasten) ermutigte sie dann zur Veröffentlichung. «Mit dem Buch möchte ich Betroffenen Mut machen, einen solchen (Schicksals-)Schlag anzunehmen
und die Hoffnung nicht aufzugeben», erklärt Louise Wagner. Noch ein Wunsch: «Die Menschen sollen dankbar und zufrieden sein, wenn sie gesund sind. Sich bewusst sein, was sie haben, vielleicht sogar demütig sein und einander ein Lächeln schenken!»


Monika Gfeller


MG. Prof. Dr. med. Gerhard Schroth, Arzt für Neurologie und Radiologie, Uniklinik Inselspital Bern, liefert das Vorwort sowie die wissenschaftliche Begleitung.

Dazu Ratgeber der Autorin und Glossar (unterstützt von Dr. med. Liliane Kappeler, Bürgerspital Solothurn).


Das Buch «Auf einen Schlag war’s anders» ist in der CMS Verlagsgesellschaft mbH, Zug erschienen.   ISBN: 978-3-03827-001-0